Wer kennt es nicht, das lässige „Darf’s ein bisserl mehr sein“ an der Wursttheke jedes österreichischen Lebensmittelgeschäftes? Da kann man fast nicht nein sagen und hat dann statt 200 g Aufschnitt 220 g im Einkaufswagerl.
Wie viel „mehr“ darf es beim Singen sein? Eigentlich so viel, wie du willst und deine Stimme noch gut funktioniert. Dazu wägst du zuerst das „normale“ Maß ab. Prüfe, wie laut du sein kannst, damit sich das Singen in deiner Kehle noch angenehm anfühlt. Ja, vielleicht spürst du eine erhöhte Muskelaktivität im Rumpfbereich und fängst sogar an zu schwitzen. Aber das ist in Ordnung, solange du ein freies Singgefühl im Hals hast.
Um das „normale“ Maß an Lautstärke, Tonhöhe, Klangfarbe, Effekt zu finden, folge den 3 Grundprinzipien des Singens nach CVT:
+ Stützaktivität (Support)
+ notwendiger Twang
+ Vermeidung von Lippen- und Unterkieferverspannungen
Dann entscheide dich für eine Lautstärke und folge den Regeln des Vocal Modes, dessen Lautstärke deine gewünschte Lautstärke abdeckt.
Leise - Neutral
Mittellaut - Curbing
Mittellaut bis laut - Overdrive & Edge
Danach kannst du deinen Sound noch „färben“, indem du ihn dunkler oder heller machst. Wenn du dann noch Lust auf einen Effekt wie Vibrato oder Rattle hast, nur zu, wenn alle Faktoren vorher gut sitzen.
Wenn du das alles gut geübt und automatisiert hast, durch Workshops, regelmäßiges Üben, Stimmbildungsunterricht oder deine tägliche 5-Minuten-Übung (siehe BLOG 2), dann kannst du dich so mit deiner Stimme spielen, dass du etwas „mehr“ gibst. Dann bist du bereit beim Singen „mehr“ zu riskieren, wenn die Emotion mit dir durchgeht und du kannst trotz des „ein bisserl mehr“ auf der sicheren Stimmseite sein, weil du dein Instrument, die Stimme, gut bedienen kannst.
Darf’s ein bisserl mehr sein? Ja, gerne auch beim Singen!
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